Und täglich kotzt das Murmeltier…

Das Jahr hat super angefangen aber was momentan gerade abläuft frustriert mich massiv. Eben wurde mir gerade der dritte Termin von DO bis SA abgesagt. Es ist ja nicht so als ob ich kein Verständnis für die Situationen hätte, das macht’s für mich aber nicht besser.

Am Donnerstag war die Absage klar, es war auch von Anfang an so ausgemacht, dass der Termin bei See-untauglichem Wetter ausfallen wird. In Frankenthal tue ich mir schon schwer, weil gleich die Termine von Mai bis September abgesagt wurden. Fünf gut buchbare Freitagstermine bei denen es schwierig wird jetzt noch Ausweichlocations zu finden. Schlussendlich wurde eben noch der Termin für morgen abgesagt, wegen des Spiels Bayern gegen Dortmund. Da unterstützt man logischerweise lieber ein paar Multimillionäre in der Glotze. Das Feedback war bei den meisten sehr klar, „Kein Interesse an Musik wir wollen Fußball.“ Nächsten Monat geht die EM los, dann habe ich einen kompletten Monat Verdienstausfall.

CC - Tim Parkinson via FlickrEs sind aber nicht nur diese drei Termine. Es wurden in diesem Jahr bis jetzt ins gesamt 13 Termine abgesagt. (Wasserschaden, Kneipe abgegeben, keine Gäste, schlechtes Wetter, Fußball,…)
Ein einziger Wirt war dabei, der es geschafft hat mich zu motivieren ein Mahnverfahren gegen ihn zu starten.
Ich weiß, dass ich ein gutmütiger Trottel bin und das schamlos ausgenutzt wird. So kann das aber nicht weiter gehen! Steht mir „kostenlose Problemabladestelle“ auf die Stirn geschrieben?
Einige der Termine hätte ich halten können, wenn ich garantierte Publikumszahlen vorweisen könnte. So ist das mit der Solidarität, ein Träumchen! Umso mehr freue ich mich über die Hand voll treuer Seelen im Publikum aber auch bei den Veranstaltern, die mich eisern unterstützen. Besonderen Dank an Kerstin und Lothar!!!

Versteht mich nicht falsch ich will Euch nicht ans Bein pinkeln aber ich kapiere es nun mal nicht. Eines der liebsten Schlagworte in meinem persönlichen Umfeld ist „Solidarität“, warum trinkt Ihr Euer Bier dann nicht bei meinen Auftritten, es kostet noch nicht mal Eintritt. O.k, Solidarität hört natürlich auf, wenn man sich dafür bewegen muss das ist schon klar. Ich spiele auch aus tiefster Überzeugung gerne auf Demos für oder gegen Ziele, die ich für unterstützenswert halte. Sogar für die Gewerkschaft. Ich würde mich aber gerade dann auch mal über einen bezahlten Gig freuen, besonders wenn die Organisation die dahinter steht genug Geld dafür hat.

Wenn mir wenigstens mal jemand ins Gesicht sagen würde: „Sebi, schön dass Du Musik machst aber es klingt nun mal scheiße, deswegen kommt auch niemand!“ oder irgend ein Feedback auf dem man aufbauen könnte.

Der größte Teil meines Repertoires wird jedes Jahr wieder bei den SWR1 Top 1000 in die Auswahl gewählt, die meisten davon unter den Top 200, daran kann’s nicht liegen.

Ich gebe mir größte Mühe einen guten, professionellen Job zu machen aber ich kann nicht auch noch bezahlen fürs spielen und ein Faß Bier mitbringen. Ich sehe mich mittlerweile noch nicht mal mehr als Musiker, sondern vielmehr als Klangerzeugungsdienstleister. Ich renne wie jeder andere Selbständige den Aufträgen hinterher, und liefere ein individuell gestaltetes Klangpaket ab. Als Musiker hätte ich Zeit und Muse mich auch mal wieder um neue eigene Songs zu kümmern oder im Studio zu arbeiten. Das kann ich aber momentan komplett vergessen. Ich habe seit Ende letzten Jahres eine Melodie und seit dem noch nicht die Muse einen Text zu machen.

Der größte Teil der Arbeit liegt vor dem Auftritt (Mindestens drei mal hin fahren zum terminieren, Werbung, alle Terminkalender bestücken, Videos schneiden, Neue Songs und Technik proben und vieles mehr) Wenn mir so kurzfristig abgesagt wird habe ich 80% der Arbeit bereits erledigt und sehe dann nur noch dumm in die Röhre und habe keine Chance mehr den Termin neu zu vergeben.

Was kann ich dagegen tun? Verträge machen? Was soll das bringen? Gar nichts kann ich tun! Die Konkurrenz, gerade mit den Poplehrlingen der Akademie, die sich großartig subventioniert im Dumping-Gagenlevel tümmeln ist gigantisch und wenn ich zukünftig mit den wenigen Veranstaltern noch zusammenarbeiten will dann habe ich einfach keine Möglichkeit mich zu wehren.

Fazit: Ich habe verdammt viel Arbeit für, verdammt wenig Geld, das mir dann auch noch vom Jobcenter geklaut wird. Eine Auszeit um mich zu sortieren täte mir gut aber ich habe die Befürchtung, dass ich dann sofort zur Zwangsarbeit verpflichtet werde.

Vielleicht sollte ich mal trainieren nichts zu tun, dann sind doch alle zufrieden und ich bin endlich in der Hartz IV Schublade angekommen wo ich bei Unmengen von Vorurteilen sowieso schon lange bin und vom Jobcenter auch mit massivem Druck rein gedrängt werde.

P.S.
Das musste jetzt einfach raus! Ich mag ehrliche Worte. Und wenn’s Euch nicht passt, dann kommt doch einfach nicht mehr zu meinen Auftritten.